Die sakrale Geometrie und das ganzheitliche Konzept für das Bauvorhaben Evelyn Gay
von Siegfried Prumbach
Anima Mundi, Akademie für Gestaltung und Geomantie
Die geplante Grundstruktur ist die eines dreigliedrigen Baues, in der Meditationshaus und Wohnhaus mit einem Innenhof verbunden werden. Die gewünschten Räumlichkeiten finden im Entwurf Platz, ohne das die Gebäude unterkellert werden müssen.
Da zum Zeitpunkt der Entwurfsplanung nicht die Möglichkeit bestand, das Gelände geomantisch zu untersuchen, habe ich mich für die Entwicklung des energetischen Konzeptes auf Grund der Maße des Grundstücks entschieden. Es wurden 2 Punkte ermittelt, die aus der Längenteilung des Grundstücks (109,70m) nach harmonikalen Maßen resultieren, sozusagen aus der Rippe Adams.
Abb. 0 Adams Rippe
Diese beiden Punkte werden als Einatmungs- (Osten) und Ausatmungpunkte (Westen) bezeichnet, zwei Begriffe aus der Geomantie, die auf die polaren Kraftpunkte eines jeden Ortes hinweisen und die über Google Earth per Mutung bestätigt werden konnten.
Jeder Punkt liegt im Überschneidungskreis (vescia piscis, dem Symbol für den Beginn von etwas Neuem, Anfang, Geburt) zweier Großkreise, die 81 m Durchmesser haben. 9 x 9 = 81m. Neun ist die Zahl der Vollendung, 81 ist die Anzahl der stabilen Elemente im Periodensystem der Elemente, somit der Grundstein der Schöpfung.
Abb. 1 Großkreise
Die beiden versetzten Überschneidungskreise von Ein- und Ausatmungspunkt sind die Basis einer dreigeteilten Linie: Einatmungspunkt, Mittelpunkt, Ausatmungspunkt.
Abb.2 Atmungspunkte
Die 3 ist in der archaischen Zahlensymbolik mit den Aspekten der drei Göttinnen verbunden, dem Prinzip des Weiblichen.
Der Struktur wird ein Raster vom 90,07 cm unterlegt, einem harmonikalen Maß, das einem Schwingungsknoten in der Melodie der Schöpfung entspricht, einem kosmisches Maß, dass in den Sakralbauten Japans, Indiens, Europas und des etruskischen Italiens Verwendung fand.
Abb. 3 Grundraster und Vierungsquadrat
Um den Mittelpunkt der dreigeteilten Line der Atmungspunkte entsteht ein Quadrat aus 18 x 18 m, die sich am Grundraster orientiert. Die Quersumme von 18 ist wiederum 9.
Die implizierte Zahl 4 eines jeden Quadrates entspricht in der archaischen Zahlensymbolik den 4 Hauptgöttern der Himmelsrichtungen und damit dem männlichen Prinzip. Beide zusammen ergeben die 7, der Schlüssel zur Harmonie, die Verbindung von männlich und weiblich, die Ergänzung der Gegensätze.
Dem Quadrat von 18 x 18 Grundfeldern werden zwei weitere Quadrate gleicher Größe rechts und links zugefügt. Sie bilden bei den Ein- und Ausatmungspunkten zwei neue Zentren, die dem
Swadhisthana Chakra (sechsblättriges Sakralchakra) und Ajna Chakra (zweiblättriges Stirnchakra) entsprechen. Das Anahata Chakra (zwölfblättriges Herzchakra) liegt in der Mitte zwischen den beiden.
Abb. 4 Grundstruktur mit den ersten drei Chakren
Die Geraden der Quadrate werden im Radius des Großkreises von 81m Durchmesser begrenzt und entsprechend gekrümmt. Daraus erfolgt die Verortung der übrigen Chakras:
Auf dem Schnittpunkt der Achse im Nordosten liegt das Muladhara Chakra (vierblättriges Wurzelchakra), im Übergang vom ersten Quadrat zum mittleren Quadrat liegt das Manipura Chakra (zehnblättriges Solar Plexus Chara), im Übergang zum dritten Quadrat liegt das Vishuddha Chakra (sechzehnblättriges Kehlchakra) und am Ausgang des dritten Quadrates auf der Hauptachse, die gleichzeitig die Wirbelsäule des energetischen Systems ist, liegt das Sahasrara-Chakra (tausendblättriges Scheitelchakra)
Abb. 5 Adam Kadmon, der kosmische Mensch. Das komplette Chakrasystem des Bauwerkes
Die Verortung der Chakren auf der Erde wird in der Geomantie als Landschaftstempel bezeichnet. Darin integriert findet sich das „Rad des Lebens“ oder Dharma Chakra, die Abbildung der kosmischen Wirklichkeit mit den übergeordneten immerwährenden Gesetzen (Dharma) der Schöpfung.
Abb. 6 Rad des Lebens
Die Ausrichtung des Gebäudes steht in Bezug zur kosmischen Wirklichkeit. Es wurde auf die Sonnenwenden zu Johannis am 21. Juni und Weihnachten am 21.12. ausgerichtet. Am 21. Juni geht die untergehende Sonne über den vorgelagerten See genau in der Längsachse des Gebäudes unter und scheint durch den Meditationsraum, den Innenhof bis ins Innenatrium des Wohnhause und weiter zur Haustüre an der Ostseite hinaus. Am 21.12. geht die Sonne auf der östlichen Seite auf und scheint nun umgekehrt genau durch die Längsachse des Gebäudes durch das Innenatrium, den Innenhof und den Meditationsraum. Die spirituelle Bedeutung der Wintersonnenwende liegt in der Stille, Kontemplation und Meditation, während die Sommersonnenwende den geistigen Impuls,
das höchste Licht versinnbildlicht. Mit anderen Worten bringt das Grundstück dieses Potential bereits mit, denn diese Situation ist nur auf diesem Längen- und Breitengrad möglich. Alle sakralen Bauwerke diese Erde wurde in eine Beziehung zu den Planetenläufen gesetzt. Ich habe die Ausrichtung daher bewusst ost-westlich auf die Sonnenwendachse gesetzt, um das Thema des Ortes mit dem Thema des Auftrages in Einklang zu bringen.
In dieses energetische, soziale, seelische und spirituelle Lebensmuster hinein kann sich der Wunsch der Auftraggeberin Frau Evelyn Gay’s manifestieren, einen Ort der Meditation und spirituellen Praxis auf der einen Seite und einen Lebensraum für Privates und Gäste auf der anderen Seite zu schaffen, die beide miteinander verbunden sind.
1.
Auf der Sonnenuntergangsseite entsteht ein integrierter Kuppelraum aus 16 Spannten oder Rippen, die von einer acht- und viergeteilten Lichtkuppel überwölbt wird. Das Maßverhältnis von 13 : 8 Rastern von Durchmesser zu Höhe des Kuppelbaus entspricht dabei dem Goldenen Schnitt oder wie er früher hieß, der „sectione devina“. Die Maße des Meditations- und Seminarraumes entsprechen harmonikalen, kosmischen Maßen. Durch die Lichtkuppel des mittelstützenfreien Raumes verbindet die axis mundi als Ausatmungskraft Erde und Himmel, Außen und Innen, Liebe und Hingabe.
An der Grenzlinie des Scheitelchakras öffnet sich der Raum zu einer Veranda mit angrenzender Wasserfläche, die die (tausendfachen) Strahlen der untergehenden Sonne in den Kuppelbau spiegelt. Der See kann zum erfrischenden Vergnügen als Schwimmteich genutzt werden, der durch eine entsprechende ökologische Bepflanzung und einen optimalen PH-Wert als lebendiges Wasser Mücken keine Brutstätte bietet und darüber hinaus gleichzeitig das Energiereservoir für die Wärmepumpe der Heizungsanlage bereitstellt.
Ab. 9 Lageplan
2.
Im Bereich des mittleren Körpers öffnet sich ein Innenhof in der Tradition eines italienischen Cortile, der das östliche und westliche Gebäude verbindet. Seine Mitte, das Herzchakra, wird von einem fünfstufigen Schalenbrunnen geschmückt, Sinnbild der fünf Bewusstseinsebenen von Physis, dem Grobstofflichen, Bios, dem lebensenergetisch Feinstofflichen, Psyche, dem psychosozialen, gesellschaftlichen Feld, Anima, der Prägekraft des Seelischen und der spirituellen Kraft des AllEinsSeins, die, alle zusammengenommen im Herzen den einen großen Klang entstehen lassen, den man Liebe nennt.
Der Innenhof wird nach Norden durch einen Portico geschlossen und öffnet sich nach Süden zum Haupteingang einer Säulenhalle. Das Bodenpflaster des Innenhofes wird als zwölfblättriges Herzchakra, als doppelte „Blume des Lebens“ gestaltet. Die Maßverhältnisse des Innenhofes entsprechen mit 5:8 dem Goldenen Schnitt.
Abb. 10 Goldener Schnitt
3.
An der Sonnenaufgangsseite liegt der Wohnbereich mit den Gästezimmern und mit der Privatwohnung. Um das sechsblättrige Sakralchakra formiert sich ein Innenatrium über zwei Geschosse, dessen Abschluss eine Lichtkuppel in der Bauweise des Kuppelbaus ist. Die Glaskuppel kann im Sommer durch einen einfachen Seilzugmechanismus mit Regensensor verschoben werden, so dass bei gutem Wetter ein offener Innenhof entsteht.
Der Innenhof steht in der ganzheitlichen Architektur für das geistige Prinzip im Sinne einer Lichtsäule, die die zentrale Achse des Wohngebäudes erhellt.
Das Wohngebäude vertritt die praktische Seite des Lebens, gleichwohl es als Einatmungspunkt die Kräfte des Kosmos in sich aufnimmt.
Im unteren Geschoß liegen eine Einliegerwohnung, ein Gästezimmer, eine Wohnung mit Salon, Empore, Küche und Wirtschaftsraum sowie die Energieversorgung und die Wärmepumpen/Niedrigenergieheizung. Vom Umgang im zweiten Geschoß lassen sich die oberen Gäste- und Schlafzimmer bzw. Arbeitszimmer erreichen.
Auf der östlichen und südlichen Seite des Hauses wurden zur Beschattung im Sommer überdachte durchgehende Balkone angebracht, ein Zitat des lombardischen Baustils, der im Umfeld des Tecino anzutreffen ist.
Die Privatwohnung von Frau Gay hat einen nach Osten gelegenen separaten Eingang, eine Küche, einen Salon mit offenem Kamin und eine interne aufsteigende Freitreppe ins Obergeschoß, die in eine Galerie mündet, so dass Teile des Salons einen freien Luftraum haben. Die Maßverhältnisse des Wohnhauses entsprechen mit 5:8 dem Goldenen Schnitt.
In der Außengestaltung der Gebäude schlagen wir für den Kuppelbau und das Obergeschoß des Wohnhauses eine querlaufende Außenverkleidung aus Lärchenholz in 20 cm Breite mit Schattenfugen vor.
Die Kuppel selbst erhält eine diagonal verlaufende Schindelung in der Goldenen Schnitt Teilung eines Pinienzapfens.
Der Eingangsbereich und das erste Geschoß des Wohnhauses kann mit ocker- und terracottafarbenem ökologischem Putz versehen werden. Die Eingangssäulen und die Säulen des Porticos sind schlicht rund aus gelagerten Hölzern gefertigt. Die Wandaufbauten des Wohnhauses sind aus Brettschichten unterschiedlicher Richtungen (waagerecht, diagonal, senkrecht usw.) als Massivholzwand gefertigt. Ebenso die Decken- und Dachkonstruktionen. Das Dach selbst wird mit einer Schicht aus bläulichem Kalksteinkies bedeckt, um zum einen mechanische Abnutzungen zu vermeiden und zum anderen die lebensenergetischen, feinstofflichen Schwingungsgefüge des Kalksteins zu nutzen. Auf dem Wohnhausdach gibt es genügend Platz für Photovoltaikanlagen zur Produktion von elektrischem Strom. Sie können so angebracht werden, dass sie Besucher und den Bewohnern nicht einsehbar sind.
An dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen, dass das Gebäude durch die verwendeten ökologischen Materialien einen effektiven Schutz gegen Esmog erhält und es somit nicht mehr möglich ist, mit einem Mobiltelefon innerhalb des Hauses zu telefonieren.
Die Gestaltung im Zentrum der Chakren mit Geopunktursteinen verhindert auch das Eintreten terristischer Strahlungen in den Gebäudebereich.
Von der Auswahl der ökologischen Materialien bis hin zur Formgebung bietet das Gebäude einen größtmöglichen Schutz vor Fremdstrahlungen wie sie durch den Radar des nahegelegenen Flughafens und die vielen Funk- und Richtfunkeinrichtungen des heutigen Lebens anzunehmen sind.
Dennoch halte ich es im Rahmen der Realisierung des Vorhabens für sinnvoll, das gesamte Gelände durch Geopunkturmaßnahmen zu balancieren, damit auch die Tiere und Pflanzen nach dem Eingriff durch das neue Gebäude weiterhin ihr volles Potential entwickeln können.